Arolser erfolgreich bei den European Master Games in Turin
In den vergangenen 10 Tagen fanden im italienischen Turin die europäischen Masters Games statt. 7500 AthletInnen aus aller Welt, von Brasilien bis Neuseeland, im Alter von 30 bis 93 maßen sich in 30 unterschiedlichen Disziplinen. Aus Waldeck waren insgesamt vier Bogenschützen in das Piemont gereist, um sich mit mehr als 300 anderen BogenschützInnen, darunter knapp 40 deutschen, zu vergleichen. Neben Jan und Petra Heimbeck sowie Oliver Schwich vom heimischen SV 1919 Arolsen nahm auch der gebürtige Waldecker Rolf Wilhelmi für Luxemburg an den Bogen-Wettkämpfen teil.
Insgesamt konnten die BogenschützInnen ihre Wettkämpfe an fünf Tagen in der olympischen und Feld-Disziplin bestreiten. Jan Heimbeck nutze die Möglichkeit in beiden Disziplinen zu starten, wohingegen sich Petra Heimbeck und Oliver Schwich auf die olympische Disziplin fokussierten. Die Feldwettkämpfe wurden im Park des Castello di Rivoli vor den Toren Turins ausgetragen. Durch seine Erfahrung bei Landes- und Deutschen Meisterschaften und der Unterstützung durch Coach Petra Heimbeck gelang Jan Heimbeck eine starke Vorrunde, die er auf dem dritten Rang abschloss. In den Ausscheidungsrunden am zweiten Wettkampftag konnte sich der Arolser im ersten Match deutlich durchsetzen und in das Viertelfinale einziehen.
Dort traf Heimbeck auf den Franzosen Antoine Massieye, der sich tags zuvor nur knapp hinter Heimbeck qualifiziert hatte. Es entwickelte sich zu einem spannenden und ausgeglichenen Match an dessen Ende sich der Schütze des SV Arolsen knapp mit 72 zu 73 Ringen geschlagen geben und mit Rang 5 begnügen musste. Die Enttäuschung über den verpassten Einzug ins Halbfinale war den Arolsern zunächst deutlich anzumerken, doch diese verflog durch den Zusammenhalt der deutschen Teilnehmer schnell und man unterstütze jene Athleten, die sich bis in die Finals durchsetzen und einige Medaillen gewinnen konnten.
Zudem blieb nicht viel Zeit für den Frust, da bereits am nächsten Tag das offizielle Training für die olympische Distanz anstand. Diese bot den SchützInnen die Möglichkeit sich mit dem Turnierplatz nahe des Turiner Olympiastadions anzufreunden. Das Besondere war, dass dieser Platz inmitten eines militärischen Sperrgeländes der italienischen Kavallerie lag. Am vierten Tag der Bogenwettkämpfe standen dann die Qualifikationsrunden und bereits erste Ausscheidungswettkämpfe auf dem Plan.
Dieses bedeutete auch die ersten Turnierpfeile für Petra Heimbeck und Oliver Schwich. Schwich gab in der Kategorie Recurve 30+ als jüngster Teilnehmer sein internationales Debüt, nachdem er von den Coaches Heimbeck zur Teilnahme motiviert worden war. Eine weitere Besonderheit der internationalen Masters Games ist, dass dort neben ambitionierten Hobby-Sportlern auch ehemalige und aktive Profis aus den verschiedenen Disziplinen teilnehmen, sodass sich die Möglichkeit ergibt gegen Kaderschützen oder ehemalige Olympioniken anzutreten. Für Schwich bedeutete dieses beispielweise, dass er in dem kleinen Startfeld von acht Schützen in seiner Altersklasse auf drei (ehemalige) Kaderschützen aus Italien, Frankreich und Island traf. Nach einer guten, leicht nervösen Qualifikation landete Schwich mit 542 Ringen auf Rang 5 mit nur drei Ringen Abstand auf Platz 4, was ihm eine gute Ausgangslage für die Ausscheidungsrunden am nächsten Tag bot.
Jan Heimbeck stellte sein Können, wie zuvor im Feld, unter Beweis und sicherte sich in dem mit 52 Schützen teilnehmerstärksten Feld der Klasse 50 + mit 620 Ringen Platz 6 und ein direktes Freilos für die erste Ausscheidungsrunde. Rolf Wilhelmi mit dem Blankbogen am Start qualifizierte sich auf Rang 43 und verlor sein erstes Match gegen den Brasilianer Fernandes mit 4:6.
Petra Heimbeck musste in ihrer Qualifikationsrunde stark kämpfen. Sie konnte sich am Ende auf Rang 19 im Mittelfeld ihrer Kategorie qualifizieren. Dieses bedeutete für sie das erste KO-Match am selben Abend, wie im vergangenen Jahr bei den Masterklassen Weltmeisterschaften in Lausanne, gegen Simone Creutzburg, die ebenfalls aus Nordhessen, Treysa, stammt. In einem ausgeglichenen Match über die volle Distanz konnte sich Heimbeck dann auf ihre Nervenstärke verlassen, siegte mit 6:4 Satzpunkten und zog ins Achtelfinale am nächsten Tag ein.
Dort traf sie auf die auf Platz 3 qualifizierte Britin Cherry Lyne. Wieder zeigte die Arolserin, dass sie Finalmatches schießen und die Ruhe bewahren kann. Mit einem erneuten 6:4 besiegte sie die tags zuvor deutlich stärkere Britin und schaffte den Einzug ins Viertelfinale.
Dort traf sie auf die spätere Bronzemedaillengewinnerin Petra Nüssgens-Patz und musste sich ihr erneut in einem langen Match mit 4:6 geschlagen geben. In der Endabrechnung belegte Heimbeck eien hervorragenden 5. Rang.
Für Jan Heimbeck begann der Tag nach dem Freilos mit einem glatten 6:0 Sieg gegen den aus der Türkei stammenden Ertgrul Arda. Im Achtelfinale traf der Arolser dann auf den Italiener Giorgio Botto. In einem abwechslungsreichen Match über fünf Sätze musste sich Heimbeck am Ende 4:6 geschlagen geben und die Medaillenträume aufgeben, während Botto später die Silbermedaille gewann.
Für den Debütanten Schwich ging es bedingt durch das kleine Starterfeld direkt mit dem Viertelfinale los. Er traf dort auf den zuvor vierplatzierten Ashish Reddy Shenigaram aus Indien. Die fehlende Erfahrung auf dem internationalen Parkett und mit Finalmatches zeigten sich in der Nervosität des Deutschen, der nach vier Sätzen mit 1:7 Punkten aus dem Turnier ausschied. Shenigaram gewann am Ende die Bronzemedaille.
Die europäischen Masters Games waren ein sehr schönes Event in einer schönen Stadt. Auch wenn am Ende keine Medaillen ihren Weg nach Arolsen gefunden haben, wurden viele schöne Erinnerungen und Erfahrungen mitgenommen. Das nächste große Ziel des Arolser Trios sind in zwei Jahren die World Masters Games in Japan, bei denen bis zu 52.000 Sportler, beim grössten Sportevent der Welt, erwartet werden, und selbstverständlich die nächsten europäischen Masters Games in Tampere, Finnland 2023.